Aktuelles aus der Werkstatt (1.10.2023)
Nishimura und die Gasriesen
Nishimura und die Gasriesen
Im September habe ich schwerpunktmäßig meine fotografische Kometensafari fortgesetzt, über die ich ausführlicher in der letzten aktuellen Ausgabe berichtet hatte. Mittlerweile war nur noch 1 Kandidat übrig geblieben, und zwar C/2023 P1 (Nishimura). Der war erst wenige Wochen vor seinem Periheldurchgang am 18. September entdeckt worden und trotz einer Helligkeit von mag 6.0 für uns gar nicht so leicht zu beobachten, geschweige denn zu fotografieren, da sein Winkelabstand zur Sonne aufgrund der Bahngeometrie ziemlich gering ausfiel. In unseren Breiten ließ er sich daher auch nur morgens tief am Horizont blicken. Inzwischen hat man nach der Passage der großen Planeten seine Bahnelemente korrigiert und kommt nunmehr auf eine Umlaufzeit um die Sonne von lediglich 435 Jahren. Vorher hatte es noch nach einem einmaligen Besuch in unserem Sonnensystem ausgesehen. Dass die Nähe eines der Gasriesen für einen Kometen gar nicht so ungefährlich ist, zeigt der Absturz des Kometen Shoemaker-Levy 1994 auf Jupiter. Von ihm blieben nur für wenige Monate ein paar dunkle Verfärbungen in der Jupiteratmosphäre übrig. Eine Sichtbarkeit Nishimuras am Abendhimmel nach dem Periheldurchgang war allerdings auch bei einer zwischenzeitlich auf beachtliche mag 2.0 angestiegenen Helligkeit in den südlichen Breitengraden wegen der Sonnennähe nur im Fernglas gegeben. Ich habe Nishimura am Morgenhimmel Anfang September von meinem Standort in der Rhön aus ebenfalls nur im Fernglas und das auch nur als giftgrünen "Stern" ohne Schweif erkennen können. Erst auf ausreichend belichteten Fotos war ein langer, dünner und strukturierter Schweif zu sehen, der im Übrigen durch den in Sonnennähe stärker ausgeprägten Sonnenwind sichtbare Abrisse erlitten hat. Bis auf diese Kleinigkeit hat der Komet die Umrundung der Sonne aber überstanden.
Komet C/2023 P1 (Nishimura) am 6.9.2023 4:14 - 5:01 (mag ~ 6.0)
91x30s ISO1600 raw mit EOSM100a + Breitbandfilter + 8"RASA
91x30s ISO1600 raw mit EOSM100a + Breitbandfilter + 8"RASA
Zur Bildentstehung: Das Beobachtungsfenster war besonders durch Morgendämmerung, Sonnennähe und Bewölkung begrenzt. Da half auch eine eigentlich gute Kometenkopfhelligkeit nicht. Es war ein steter Kampf gegen die zunehmende Dämmerung und gegen die Bewölkung. Bei meinem 1. Versuch am 28. August belief sich die Ausbeute gerade mal auf 3 Einzelbilder zu 15 Sekunden. Witterungsbedingt probierte ich es am 4. und 5. September erneut - mit ähnlichem Ausgang. Dabei saß mir natürlich die Zeit im Nacken, denn täglich rückte die Sonne näher. Am 6. September aber waren erfreulicherweise - abgesehen von Horizontdunst und Kondensstreifen - die meteorologischen Voraussetzungen günstiger: Das Teleskop stand bereits seit dem Vorabend in Wartestellung im Vorgarten mit freiem Blick auf den Osthorizont. Allerdings hatte ich es wegen Mäharbeiten tagsüber umgestellt und mußte es daher nach dem Rücktransport bei Dunkelheit neu initialisieren. Leider hatte ich den bisherigen Standort dabei nicht genau getroffen, sodass mir die Referenzsterne diesmal durch Zweige der Torlinde verdeckt blieben. Und so etwas passiert ausgerechnet auch noch bei fast klarem Himmel! Gottseidank erinnerte ich mich daran, daß in der Werkstatt noch eine Astungssäge schlummerte. Und damit bearbeitete ich in der Finsternis den armen Baum bis die Sicht frei war. Bei der Aktion fielen unbeabsichtigt auch einige Kleinteile auf die Korrektionslinse des RASA, die sich jedoch rückstandsfrei mit dem Fön entfernen ließen. Die Aufnahmen entwickelten sich dann wieder zu einem Wettlauf mit der fortschreitenden Morgendämmerung. Ich hörte erst auf, als auf dem Kameradisplay kaum noch etwas zu erkennen war.
Über den Kometenrummel hatte ich fast die Planeten vergessen. Dabei lag die Saturn-Opposition bereits hinter uns. Während man für Jupiter noch eine Frühschicht einlegen mußte, blieb der Tagesablauf eines Planetenfotografen durch Saturns Sichtbarkeit fast unberührt. Einschränkend für die Bildqualität war gegenwärtig allerdings die niedrige Horizontdistanz sogar während der Kulmination. Für einen Vergleichstest meiner Planetenkameras Skyris vs. veLOX178 am 11 Zoll SC-HD sollte es aber reichen. Dieser ging hier übrigens zugunsten Skyris aus. Anbei das "Siegerbild":
Saturn am 11.9.2023 23:31
Instrument: 280/2800 SC-HD + 2,5 x Barlowlinse
Luminanz: 25% von 1925 Einzelbildern x 1/16sec mit Skyris M + IR-Passfilter
RGB: 25% von 1791 Einzelbildern x 1/16sec mit Skyris C + IR Sperrfilter
Luminanz und RGB getrennt gestackt und 3x gedrizzelt (vergrößert) in AS!3, nur Luminanz geschärft in Registax6
Ebenen verbunden und endbearbeitet (+ 200% skaliert) in Photoshop
Instrument: 280/2800 SC-HD + 2,5 x Barlowlinse
Luminanz: 25% von 1925 Einzelbildern x 1/16sec mit Skyris M + IR-Passfilter
RGB: 25% von 1791 Einzelbildern x 1/16sec mit Skyris C + IR Sperrfilter
Luminanz und RGB getrennt gestackt und 3x gedrizzelt (vergrößert) in AS!3, nur Luminanz geschärft in Registax6
Ebenen verbunden und endbearbeitet (+ 200% skaliert) in Photoshop
Die Bildqualität fiel auch bei geringer Horizontdistanz und hohem Staubgehalt der Luft deshalb auffallend gut aus, weil sich die Atmosphäre trotz allem als ausgesprochen ruhig erwies (Seeing). Letzteres lag u. a. daran, daß zum Zeitpunkt der Aufnahme kaum Luftbewegung und nur geringe Luftfeuchte herrschten. So sind nicht nur die Ringstrukturen klar erkennbar, sondern auch zahlreiche Details der sonst recht kontrastarmen Wolkenoberfläche. Eine ähnlich gute Wetterlage konnte ich am Monatsende ebenfalls bei Jupiter nutzen. Und der stand zudem fast im Zenit. Dafür bin ich dann auch ganz früh aufgestanden ...
Jupiter mit Großem Roten Fleck und Mond Europa vor der Planetenscheibe am 26.9.23 3h21
Instrument: 280/2800 SC-HD + 2,5 x Barlowlinse
Luminanz: 25% von 2400 Einzelbildern x 1/44sec mit Skyris M + IR-Passfilter
RGB: 25% von 2400 Einzelbildern x 1/60sec mit Skyris C + IR Sperrfilter
Luminanz und RGB getrennt gestackt und 3x gedrizzelt (vergrößert) in AS!3, nur Luminanz geschärft in Registax6
Ebenen verbunden und endbearbeitet (+ 200% skaliert) in Photoshop
Instrument: 280/2800 SC-HD + 2,5 x Barlowlinse
Luminanz: 25% von 2400 Einzelbildern x 1/44sec mit Skyris M + IR-Passfilter
RGB: 25% von 2400 Einzelbildern x 1/60sec mit Skyris C + IR Sperrfilter
Luminanz und RGB getrennt gestackt und 3x gedrizzelt (vergrößert) in AS!3, nur Luminanz geschärft in Registax6
Ebenen verbunden und endbearbeitet (+ 200% skaliert) in Photoshop
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