Aktuelles aus der Werkstatt (1.2.2025)
Das Neue Jahr fängt ja gut an
Das Neue Jahr fängt ja gut an
Wenn ich mich richtig erinnere, hatten wir ausgerechnet zum Jahreswechsel Neumond. Hoffentlich würde die traditionelle Luftschlacht an Silvester im Rahmen bleiben! In meiner Umgebung blieb sie es, und auch das Wetter war mit den Sternenfreunden. Am 28. Dezember ergab sich so noch einmal die Möglichkeit, einige DeepSkyObjekte aufzunehmen, die ich zwar meist früher schon einmal fotografiert hatte, aber unter anderen Bedingungen oder mit anderer Technik, oder deren Foto mir einfach nicht mehr gefiel. Wann man störungsfrei arbeiten kann - und das gibt es wirklich - ist es möglich, mit geeignetem Equipment in kurzer Zeit gleich mehrere Objekte an einem Abend aufzunehmen. So kamen die DeepSky-Aufnahmen in derselben Himmelsgegend, dem Sternbild "Perseus", am 28. Dezember 2024 direkt hintereinander zustande. In dieser Ecke der Milchstraße häufen sich fotogene Objekte wie Emissionsnebel und Sternhaufen aus unserer Galaxis. Fangen wir mit einem weniger bekannten Vertreter an:
Emissionsnebel NGC1491 ("Fossil Footprint") mit offenem Sternhaufen King7 (rechter Bildrand) im Sternbild Perseus
28.12.2024 + 203/400 RASA + Schott-Breitbandfilter + EOSM200a 93x30 sec ISO 6400 (raw)
gestackt mit DeepSkyStacker, endbearbeitet mit Photoshop + Plugins
28.12.2024 + 203/400 RASA + Schott-Breitbandfilter + EOSM200a 93x30 sec ISO 6400 (raw)
gestackt mit DeepSkyStacker, endbearbeitet mit Photoshop + Plugins
NGC1491 wurde am 28.12.1790 von Wilhelm Herschel, also auf den Tag genau 234 Jahre vor der Entstehung meines Fotos, entdeckt, nur eben visuell. Ich hatte es einfacher beim Auffinden als er, brauchte ich ja nur die Katalognummer in der Objektbibliothek des Fernrohres aufzurufen, schon stand das unauffällige Nebelchen im Zentrum des Gesichtsfeldes. Der Kern ist auch in kleinen Teleskopen visuell erkennbar, die Randbereiche sind es dagegen nur fotografisch mit rot empfindlichem Sensor. Bei dem (Wasserstoff-) Nebel in etwa 10000 LJ Entfernung handelt es sich um ein Sternentstehungsgebiet. Auch vom etwa gleich weit entfernten offenen Sternhaufen King7 (King = Name des Katalogverfassers) ist visuell nicht viel zu bemerken: gerade mal die 4 hellsten Sterne. Auf länger belichteten Fotos werden es dann mehr; sogar einige rote Nebelreste kann man entdecken, hat man eine entsprechend empfindliche Kamera verwendet.
Quasi zum Ausgleich folgt jetzt ein recht prominentes Objekt, der Perseus-Doppel-Sternhaufen mit seinen Bestandteilen NGC869 und NGC884, auch bekannt unter den Katalogbezeichnungen h Persei und chi Persei, die ich schon 2016 mit deutlich größerer Optik aufgenommen hatte.
Quasi zum Ausgleich folgt jetzt ein recht prominentes Objekt, der Perseus-Doppel-Sternhaufen mit seinen Bestandteilen NGC869 und NGC884, auch bekannt unter den Katalogbezeichnungen h Persei und chi Persei, die ich schon 2016 mit deutlich größerer Optik aufgenommen hatte.
Offene Sternhaufen h und Chi im Sternbild "Perseus" (NGC869/884)
28.12.2024 + 203/400 RASA + Schott-Breitbandfilter + EOSM200a 61x20 sec ISO 3200 (raw)
gestackt mit DeepSkyStacker, endbearbeitet mit Photoshop + Plugins
28.12.2024 + 203/400 RASA + Schott-Breitbandfilter + EOSM200a 61x20 sec ISO 3200 (raw)
gestackt mit DeepSkyStacker, endbearbeitet mit Photoshop + Plugins
Die beiden offenen Sternhaufen sind etwa gleichaltrig, nämlich um die 10 Mio Jahre "jung". Mit einer Entfernung von rd. 7000 Lichtjahren sind sie auch nahezu gleich weit von uns entfernt. Für den irdischen Betrachter liegen sie nur 1 Vollmonddurchmesser auseinander. Ihre geringe Gesamthelligkeit verbirgt sie leider dem bloßen Auge. Allerdings hat 130 v. Chr. der griechische Astronom Hipparch an ihrer Stelle einen schwachen Nebel beschrieben. Die eigentliche Entdeckung wird jedoch Herschel (1788) zugeschrieben. 2019 hat der Astrometrie-Satellit "Gaia" die Sternbewegungen in der Umgebung von NGC869/884 vermessen und dabei einen größeren, sich langsam auflösenden Stern-Halo um beide Haufen nachgewiesen.
Das Neue Jahr brachte von den Beobachtungsbedingungen her bald mehr Wind und helleres Mondlicht. Für eine Safari im Sonnensystem hätte es mir noch gereicht. Passende Foto-Objektive zur Aufnahme von "Stimmungsbildern" waren ja vorhanden. Aber für Detailaufnahmen in der gerade jetzt günstigen Oppositions-Zeit fehlte eben der langbrennweitige 11-Zöller, der war noch immer eingemottet. Da entdeckte ich in Stuttgart einen achtzölligen SC-HD OTA, also ein "nacktes" Spiegelteleskop ohne Montierung, zum Sonderpreis, der auf die vorhandene mobile Montierung meines Astrografen passte. Bis der hier ankam, gab es eben nur Stimmungsbilder. Sogar mein Smartphone kam zum Zuge:
Der Planet Mars hatte zum Jahresende bereits seine Opposition (Sonne - Erde - Planet) mit knapp 15" Scheibchendurchmesser hinter sich, stand aber immer noch in einsamer Höhe rot leuchtend östlich des Orions am Abendhimmel. Das passte ins klassische Szenario einer Mars-Aphelopposition bei uns: klein, aber hoch überm Horizont. Grund ist die Geometrie der Marsbahn, die außerhalb der nahezu kreisförmigen Erdbahn als deutlich exzentrische Ellipse um die Sonne verläuft: Das führt von Opposition zu Opposition fallweise zu entsprechend unterschiedlichen Winkeldurchmessern und Horizontdistanzen. Nur bei den s. g. inneren Planeten (Merkur & Venus), bei denen es ja keine Opposition gibt, sind die Sichtbarkeitsbedingungen noch extremer.
Die Presse hatte im Vorfeld über anstehende Konjunktionen am Sternenhimmel ausführlich berichtet, immer deren Seltenheit und ästhetischen Reiz betonend. Da wird verständlich, dass unsere Vorfahren ohne naturwissenschaftliche Bildung und ohne Fernseher diese Bewegungen unter dem damals besseren Himmel mit Göttern und Schicksal in Verbindung brachten. Die Namen der Himmelskörper und eine bis heute anhaltende Horoskopgläubigkeit zeugen davon. Auch mich schlagen derartige Himmelsereignisse immer wieder in ihren Bann. Das nachfolgende Foto entstand mit dem Smartphone in der Dämmerung auf der morgendlichen Hunderunde. Es ist zwar blaustichig, zeigt aber alle wichtigen Einzelheiten.
Das Neue Jahr brachte von den Beobachtungsbedingungen her bald mehr Wind und helleres Mondlicht. Für eine Safari im Sonnensystem hätte es mir noch gereicht. Passende Foto-Objektive zur Aufnahme von "Stimmungsbildern" waren ja vorhanden. Aber für Detailaufnahmen in der gerade jetzt günstigen Oppositions-Zeit fehlte eben der langbrennweitige 11-Zöller, der war noch immer eingemottet. Da entdeckte ich in Stuttgart einen achtzölligen SC-HD OTA, also ein "nacktes" Spiegelteleskop ohne Montierung, zum Sonderpreis, der auf die vorhandene mobile Montierung meines Astrografen passte. Bis der hier ankam, gab es eben nur Stimmungsbilder. Sogar mein Smartphone kam zum Zuge:
Der Planet Mars hatte zum Jahresende bereits seine Opposition (Sonne - Erde - Planet) mit knapp 15" Scheibchendurchmesser hinter sich, stand aber immer noch in einsamer Höhe rot leuchtend östlich des Orions am Abendhimmel. Das passte ins klassische Szenario einer Mars-Aphelopposition bei uns: klein, aber hoch überm Horizont. Grund ist die Geometrie der Marsbahn, die außerhalb der nahezu kreisförmigen Erdbahn als deutlich exzentrische Ellipse um die Sonne verläuft: Das führt von Opposition zu Opposition fallweise zu entsprechend unterschiedlichen Winkeldurchmessern und Horizontdistanzen. Nur bei den s. g. inneren Planeten (Merkur & Venus), bei denen es ja keine Opposition gibt, sind die Sichtbarkeitsbedingungen noch extremer.
Die Presse hatte im Vorfeld über anstehende Konjunktionen am Sternenhimmel ausführlich berichtet, immer deren Seltenheit und ästhetischen Reiz betonend. Da wird verständlich, dass unsere Vorfahren ohne naturwissenschaftliche Bildung und ohne Fernseher diese Bewegungen unter dem damals besseren Himmel mit Göttern und Schicksal in Verbindung brachten. Die Namen der Himmelskörper und eine bis heute anhaltende Horoskopgläubigkeit zeugen davon. Auch mich schlagen derartige Himmelsereignisse immer wieder in ihren Bann. Das nachfolgende Foto entstand mit dem Smartphone in der Dämmerung auf der morgendlichen Hunderunde. Es ist zwar blaustichig, zeigt aber alle wichtigen Einzelheiten.
Westhimmel in der Morgendämmerung über der Milseburg 13.1.25 7h27
ganz links oben ist Regulus, der hellste Stern im "Löwen" zu sehen, ganz rechts Capella, der Hauptstern im "Fuhrmann"
über dem bereits fast untergegangenen Mond stehen von links nach rechts: Planet Mars (rot), dann Pollux und Castor aus den Zwillingen
aufgenommen mit Samsung A55 5G im Nachtmodus f=5.54 mm 1:1.8 ISO2000 1/8sec (aufgelegt)
ganz links oben ist Regulus, der hellste Stern im "Löwen" zu sehen, ganz rechts Capella, der Hauptstern im "Fuhrmann"
über dem bereits fast untergegangenen Mond stehen von links nach rechts: Planet Mars (rot), dann Pollux und Castor aus den Zwillingen
aufgenommen mit Samsung A55 5G im Nachtmodus f=5.54 mm 1:1.8 ISO2000 1/8sec (aufgelegt)
Venus als Abendstern über der Milseburg 17.1.25 18h40
links neben Venus: Planet Saturn
(der "Heiligenschein" um Venus rührt von einer dünnen Dunstschicht in der Erdatmosphäre)
EOSM200a + Stativ + Objektiv (Canon 15-45 mm) 15 mm 1:3.5 1x8 sec ISO3200
raw-Einzelbild, nachbearbeitet mit Photoshop
links neben Venus: Planet Saturn
(der "Heiligenschein" um Venus rührt von einer dünnen Dunstschicht in der Erdatmosphäre)
EOSM200a + Stativ + Objektiv (Canon 15-45 mm) 15 mm 1:3.5 1x8 sec ISO3200
raw-Einzelbild, nachbearbeitet mit Photoshop
Inzwischen war endlich der 8"-OTA angekommen. Natürlich wollte ich ihn umgehend an Mars und Jupiter ausprobieren. Von der Idee her sollte er auf der vorhandenen (mobilen) AVX-Montierung alternierend zum etatmäßigen Astrografen den Teleskop-Park ergänzen: leicht transportabel, nicht nur visuell verwendbar, sondern durch seine längere Brennweite für hochaufgelöste Planetenfotos geeignet. Die AVX-Montierung hätte theoretisch sogar noch mehr Gewicht getragen. Es zeigte sich aber schnell, dass "Bescheidenheit" sich rechnet, denn mittlerweile war es richtig winterlich geworden. Aufbau und Initialisierung verliefen trotz Schnee und Glatteis unter Wahrung größter Vorsicht ohne Zwischenfall. Als ich aber dann den Rechner aus dem Haus geholt hatte, passierte es: Auf der Rampe zum Stall zog es mir den Boden unter den Füßen weg. Reflexartig versuchte ich, den Laptop zu "retten", was auf Kosten einiger Schürfwunden auch gelang. Nicht auszudenken, wenn mir das mit dem neuen Tubus passiert wäre ... Als nervenzehrend erwies sich später mein Routine-Verlust im Umgang mit Aufnahmeprogramm und Video-Kameras. Letztlich war ich froh, dass ich noch die Einsteigerkamera Velox178c von Omegon dazu bewegen konnte, verwendbare SER-Clips zu liefern.
Soweit zur Vorgeschichte der folgenden Detailaufnahmen von Mars und Jupiter. Am nächsten Tag wollte ich noch mehr davon produzieren. Obwohl ich die Technik inzwischen wieder besser im Griff hatte, kam nichts Brauchbares dabei heraus: Atlantische Warmluft erlaubte keine scharfen Bilder mehr. Unterm Strich aber: keiner schlechter Start ins neue Himmeljahr!
Soweit zur Vorgeschichte der folgenden Detailaufnahmen von Mars und Jupiter. Am nächsten Tag wollte ich noch mehr davon produzieren. Obwohl ich die Technik inzwischen wieder besser im Griff hatte, kam nichts Brauchbares dabei heraus: Atlantische Warmluft erlaubte keine scharfen Bilder mehr. Unterm Strich aber: keiner schlechter Start ins neue Himmeljahr!
Mars mit Südpolkappe 17.1.25 19h12
203/2000 SC-HD + 2.5x Barlowlinse + Velox178c-Kamera 121/484 Video-Einzelbilder (SER) gestackt in AS3 geschärft in Reg6 |
Jupiter mit Schatten von Mond Europa 17.1.25 19h43
203/2000 SC-HD + 2.5x Barlowlinse + Velox178c-Kamera 466/1864 Video-Einzelbilder (SER) gestackt in AS3, geschärft in Reg6 |