Aktuelles aus der Werkstatt (1.3.2025)
Unter Göttern
Unter Göttern
Prolog:
Vor einigen Tagen habe ich in Sky&Telescope einen alarmierenden Bericht über zunehmende Negativ-Wirkungen der Raumfahrt mit ihrer rasant steigenden Satellitenzahl auf unseren Heimatplaneten gelesen. Insbesondere ist davon natürlich auch die optische Sichtbarkeit des Sternenhimmels berührt, die bereits durch die Lichtverschmutzung vom Boden aus beeinträchtigt ist. Helle Satelliten sind mittlerweile allgegenwärtig, vor allem die von Starlink, aber auch von anderen Mitbewerbern. Es ist zu befürchten, dass die Anzahl der Satelliten in erdnaher Umlaufbahn in den kommenden Jahrzehnten auf über Hunderttausend ansteigt. Neben Lichtverschmutzung und gefährlichen Aerosol- und Schrott-Emissionen gehört inzwischen auch das bei Start und Rückkehr zu beobachtende Phänomen der "ionosphärischen Löcher" in der oberen Erdatmosphäre dazu, erkennbar an blütenähnlichen, rot leuchtenden Verfärbungen des Himmels, die im Gegensatz zu den Leuchterscheinungen beim Raketenstart nicht zuverlässig eingeschätzt werden können und deutlich weitreichendere und größere Störungen verursachen. Darüber hinaus wurde von der American Astronomical Society auch auf die latente Gefahr von Weltraum-Werbung in Form von Plakatwänden am Himmel berichtet! Derzeit sei aber das "urbane" Licht immer noch das Problem Nummer 1. Dabei könnte ein Gesetzesentwurf der EU, das die Mitgliedsstaaten verpflichtet, ihre Lichtverschmutzung bis 2030 zu reduzieren, ein Hoffnungsschimmer sein. Allerdings: Wie heißt noch der einflussreichste Berater des aktuellen amerikanischen Präsidenten?
Vor einigen Tagen habe ich in Sky&Telescope einen alarmierenden Bericht über zunehmende Negativ-Wirkungen der Raumfahrt mit ihrer rasant steigenden Satellitenzahl auf unseren Heimatplaneten gelesen. Insbesondere ist davon natürlich auch die optische Sichtbarkeit des Sternenhimmels berührt, die bereits durch die Lichtverschmutzung vom Boden aus beeinträchtigt ist. Helle Satelliten sind mittlerweile allgegenwärtig, vor allem die von Starlink, aber auch von anderen Mitbewerbern. Es ist zu befürchten, dass die Anzahl der Satelliten in erdnaher Umlaufbahn in den kommenden Jahrzehnten auf über Hunderttausend ansteigt. Neben Lichtverschmutzung und gefährlichen Aerosol- und Schrott-Emissionen gehört inzwischen auch das bei Start und Rückkehr zu beobachtende Phänomen der "ionosphärischen Löcher" in der oberen Erdatmosphäre dazu, erkennbar an blütenähnlichen, rot leuchtenden Verfärbungen des Himmels, die im Gegensatz zu den Leuchterscheinungen beim Raketenstart nicht zuverlässig eingeschätzt werden können und deutlich weitreichendere und größere Störungen verursachen. Darüber hinaus wurde von der American Astronomical Society auch auf die latente Gefahr von Weltraum-Werbung in Form von Plakatwänden am Himmel berichtet! Derzeit sei aber das "urbane" Licht immer noch das Problem Nummer 1. Dabei könnte ein Gesetzesentwurf der EU, das die Mitgliedsstaaten verpflichtet, ihre Lichtverschmutzung bis 2030 zu reduzieren, ein Hoffnungsschimmer sein. Allerdings: Wie heißt noch der einflussreichste Berater des aktuellen amerikanischen Präsidenten?
Nun aber zum Kernthema:
Ich habe da weitergemacht, wo ich im letzten Monat aufgehört hatte: mit der Fotografie unserer nächsten Nachbarn im Sonnensystem, die allesamt Götternamen tragen und außerdem als etwas robuster gegen Lichtverschmutzung gelten. In diesem Winterhalbjahr gibt es in tlw. unterschiedlicher Zusammensetzung gleich mehrere reizvolle Konjunktionen. Dazu gehörte auch die nachfolgende von Venus (röm. Liebesgöttin), Mondsichel (Selene = griechische Mondgöttin), Neptun (röm. Meeresgott) und Saturn (röm. Gott des Ackerbaus) vor dem Profil der Milseburg. Für diese Aufnahme war vor allem Improvisationsvermögen und Geduld sowie eine gehörige Portion Glück erforderlich. Wie man dem Foto ansieht, ging es doch nicht ganz ohne Dunst. Von den etwa 50 Aufnahmen erschien mir diese noch am besten:
Ich habe da weitergemacht, wo ich im letzten Monat aufgehört hatte: mit der Fotografie unserer nächsten Nachbarn im Sonnensystem, die allesamt Götternamen tragen und außerdem als etwas robuster gegen Lichtverschmutzung gelten. In diesem Winterhalbjahr gibt es in tlw. unterschiedlicher Zusammensetzung gleich mehrere reizvolle Konjunktionen. Dazu gehörte auch die nachfolgende von Venus (röm. Liebesgöttin), Mondsichel (Selene = griechische Mondgöttin), Neptun (röm. Meeresgott) und Saturn (röm. Gott des Ackerbaus) vor dem Profil der Milseburg. Für diese Aufnahme war vor allem Improvisationsvermögen und Geduld sowie eine gehörige Portion Glück erforderlich. Wie man dem Foto ansieht, ging es doch nicht ganz ohne Dunst. Von den etwa 50 Aufnahmen erschien mir diese noch am besten:
Konjunktion Venus - zunehmender Mond - Neptun - Saturn über der Milseburg (1.2.25 18h36)
Venus (mit Halo) steht zwischen Mond und oberem Bildrand,
Neptun (unauffällig, leicht bläulich) an der Spitze des gleichschenkligen Dreiecks aus Mond und Venus kurz vor dem linken Bildrand.
Zu sehen ist auch die von der Sonne unbeleuchtete Mondseite im "Erdschein" sowie unten rechts vom hellen Saturn das Gipfelkreuz.
Canon EOSM200a + 85 mm Tele 1:1.8, ISO 3200, t=1/4 sec, raw
nachbearbeitet mit Photoshop
Venus (mit Halo) steht zwischen Mond und oberem Bildrand,
Neptun (unauffällig, leicht bläulich) an der Spitze des gleichschenkligen Dreiecks aus Mond und Venus kurz vor dem linken Bildrand.
Zu sehen ist auch die von der Sonne unbeleuchtete Mondseite im "Erdschein" sowie unten rechts vom hellen Saturn das Gipfelkreuz.
Canon EOSM200a + 85 mm Tele 1:1.8, ISO 3200, t=1/4 sec, raw
nachbearbeitet mit Photoshop
Bei klarem Nachthimmel stritten sich im Winter 24/25 hoch am Firmament Mars, Jupiter und Venus um die Vorherrschaft: Mars prahlte durch sein feuerrotes helles Licht in den Zwillingen, Jupiter durch ein noch helleres gelbliches Leuchten im Stier und Venus etwas abgesetzt am Westhorizont durch ihren gleißenden, alles überstrahlenden Glanz. Das hat auch die Presse am meisten beeindruckt ... und mich auch. Doch mein erster Versuch eines Gruppenfotos misslang: Die Darsteller standen einfach zu weit auseinander. Auch der auf die "Kleingruppe" Mars plus Jupiter am 18. Februar wäre um ein Haar schiefgegangen. Es blies ein kräftiger Ostwind, sodass wirklich viel Glück dazu gehörte, mit dem Weitwinkelobjektiv zwischen den Böen unverwackelte Einzelfotos zu 10 Sekunden Belichtungszeit zu erzielen. Außerdem erschreckte uns ein plötzlich in nächster Nähe aus dem Dunkeln auftauchender Fuchs durch sein lautes Bellen. Der war aber wohl genauso verunsichert wie Beobachtungshund "Billchen" und ich. Beide Seiten haben vorsichtshalber nämlich den Rückzug angetreten.
Mars (links) und Jupiter (rechts) sind auf diesem Foto des südöstlichen Wintersternhimmels vom 18.2.25 19:45 die hellsten "Sterne"
Einzelfoto (jpg), aufgenommen mit EOSM200 auf Stativ + 15 mm Objektiv 1:3.5 ISO 6400 10sec
Einzelfoto (jpg), aufgenommen mit EOSM200 auf Stativ + 15 mm Objektiv 1:3.5 ISO 6400 10sec
Ebenfalls "eng" wurde es bei meinen Versuchen, Detailaufnahmen der Planeten Mars (röm. Kriegsgott) und Jupiter (röm. Göttervater) zu gewinnen. Hier kam es neben einem klaren Himmel und stabiler Luft vor allem auf das störungsfreie Funktionieren der empfindlichen Elektronik an. Wegen ihres niedrigen Horizontabstandes habe ich Saturn und Venus schon nicht mehr probiert.
Mars (D=13.5") und Jupiter (D=43.1") am 2.2.2025
aufgenommen mit 203/2000 SC-HD + 2.5 x Barlowlinse (=Effektivbrennweite 5 m)+ Farbvideokamera Velox178c (Format: SER)
Mars: 197 Einzelbilder von 1331 x 1/100sec (21h23) 3 x nachvergrößert (gedrizzelt)
Jupiter: 577 Einzelbilder von 991 x 1/40sec (21h05) 1,5 x nachvergrößert (gedrizzelt)
jeweils gestackt mit Autostakkert3, nachbearbeitet mit Registax6 und Photoshop
aufgenommen mit 203/2000 SC-HD + 2.5 x Barlowlinse (=Effektivbrennweite 5 m)+ Farbvideokamera Velox178c (Format: SER)
Mars: 197 Einzelbilder von 1331 x 1/100sec (21h23) 3 x nachvergrößert (gedrizzelt)
Jupiter: 577 Einzelbilder von 991 x 1/40sec (21h05) 1,5 x nachvergrößert (gedrizzelt)
jeweils gestackt mit Autostakkert3, nachbearbeitet mit Registax6 und Photoshop
Was auf dem Foto hier so einträchtig nebeneinander steht, befand sich am Himmel etwa 40 Winkelgrad auseinander, entsprechend ein paar hundert Millionen km in der Natur, obgleich beide "Götter" direkte Nachbarplaneten außerhalb der Erdbahn sind.
Der rost-rote Mars, in der Antike wegen seiner Farbe als Inkarnation des Kriegsgottes verehrt, ist eher erdähnlich, ohne sich jedoch für eine Besiedlung durch Menschen besonders zu eignen - zu dünne Luft, zu wenig Wasser, zu kalt. Verglichen mit Jupiter (150000 km Durchmesser) ist Mars (7000 km Durchmesser) ein wahrer Zwerg. Der Tag dauert auf ihm etwa so lang wie bei uns, 1 Sonnenumlauf (=1 Marsjahr) dagegen ca. 700 Tage. Mars durchläuft Jahreszeiten und Wetterphänomene ähnlich den irdischen. Auf dem Bild erkennt man als Saum um die Polkappe die Tiefebene "Vastitas Borealis". Weiter links unten schließt die Dunkelstruktur "Noachis Terra" an, eine mit Impaktkratern übersähte Hochlandregion. Oberhalb davon befinden sich "Chryse Planitia" (=goldene Ebene) und "Acidalia Planitia", Schauplatz des doch recht realitätsnahen Hollywoodfilms "Der Marsianer". Für das finale Marsfoto waren insgesamt etwa 20000 Einzelaufnahmen (bei Jupiter ebenfalls) erforderlich, so instabil war die Luft.
Jupiter hat einen metallischen Kern und dominiert durch seine Masse unser Sonnensystem. Kleinere Himmelskörper, die ihm zu nahe kommen, erfahren teilweise letale Bahnänderungen, so Komet Shoemaker-Levy, der 1996 in die Jupiterwolken abstürzte. Auf "normalen" Foto sehen wir ja nicht die feste Oberfläche, sondern diese tausende vom km mächtige Gasatmosphäre aus Methan und Ammoniak, in der aufgrund der schnellen Rotation (1 Tag = 10 Stunden, 1 Jupiterjahr = 12 Erdenjahre) ständig gewaltige Orkane herrschen, was bänderartige, in Farbe und Aussehen sich stetig verändernde Wolkenstrukturen verursacht. Die enorme Gravitationskraft dieses Planeten führt auch dazu, dass Menschen auf ihm das zweieinhalbfache wie auf der Erde wiegen würden, was sie vermutlich nicht lange überleben. Allein deshalb schon ist Jupiter nicht bewohnbar.
Mangels Alternativen sollten wir vielleicht doch etwas verantwortungsvoller mit unserem Heimatplaneten umgehen ...
Der rost-rote Mars, in der Antike wegen seiner Farbe als Inkarnation des Kriegsgottes verehrt, ist eher erdähnlich, ohne sich jedoch für eine Besiedlung durch Menschen besonders zu eignen - zu dünne Luft, zu wenig Wasser, zu kalt. Verglichen mit Jupiter (150000 km Durchmesser) ist Mars (7000 km Durchmesser) ein wahrer Zwerg. Der Tag dauert auf ihm etwa so lang wie bei uns, 1 Sonnenumlauf (=1 Marsjahr) dagegen ca. 700 Tage. Mars durchläuft Jahreszeiten und Wetterphänomene ähnlich den irdischen. Auf dem Bild erkennt man als Saum um die Polkappe die Tiefebene "Vastitas Borealis". Weiter links unten schließt die Dunkelstruktur "Noachis Terra" an, eine mit Impaktkratern übersähte Hochlandregion. Oberhalb davon befinden sich "Chryse Planitia" (=goldene Ebene) und "Acidalia Planitia", Schauplatz des doch recht realitätsnahen Hollywoodfilms "Der Marsianer". Für das finale Marsfoto waren insgesamt etwa 20000 Einzelaufnahmen (bei Jupiter ebenfalls) erforderlich, so instabil war die Luft.
Jupiter hat einen metallischen Kern und dominiert durch seine Masse unser Sonnensystem. Kleinere Himmelskörper, die ihm zu nahe kommen, erfahren teilweise letale Bahnänderungen, so Komet Shoemaker-Levy, der 1996 in die Jupiterwolken abstürzte. Auf "normalen" Foto sehen wir ja nicht die feste Oberfläche, sondern diese tausende vom km mächtige Gasatmosphäre aus Methan und Ammoniak, in der aufgrund der schnellen Rotation (1 Tag = 10 Stunden, 1 Jupiterjahr = 12 Erdenjahre) ständig gewaltige Orkane herrschen, was bänderartige, in Farbe und Aussehen sich stetig verändernde Wolkenstrukturen verursacht. Die enorme Gravitationskraft dieses Planeten führt auch dazu, dass Menschen auf ihm das zweieinhalbfache wie auf der Erde wiegen würden, was sie vermutlich nicht lange überleben. Allein deshalb schon ist Jupiter nicht bewohnbar.
Mangels Alternativen sollten wir vielleicht doch etwas verantwortungsvoller mit unserem Heimatplaneten umgehen ...