Aktuelles aus der Werkstatt (1.6.2025)
Der Weg ist das Ziel
Der Weg ist das Ziel
Nach Komet C2023 A3 Tsuchinshan-Atlas war es längere Zeit um diese Objektklasse etwas ruhiger geworden. Da kam Ende März die Entdeckung von C2025 F2 SWAN gleich durch mehrere Amateurastronomen auf den öffentlich zugänglichen Aufnahmen des Sonnensatelliten SOHO gerade richtig. Schon Anfang April sorgte ferner ein Foto des bekannten Kometenfotografen-Teams Rhemann/Jäger mit einem auf der Südhalbkugel stationierten Remote-Teleskop für größere Hoffnungen: Es zeigte deutlich im Sternbild Pegasus einen hellen (m~8.5) grünen Kometenkopf und einen schmalen blauen 2° langen Schweif. C2025 F2 stand bereits kurz vor seinem Periheldurchgang und war damals von Mitteleuropa aus kaum noch beobachtbar. Spekuliert wurde darüber, wie er die Sonnennähe überstehen würde. Als wahrscheinlich galt, dass er danach auch bei uns freisichtig am Abendhimmel sichtbar sein dürfte. Ich habe es vor und nach dem Periheldurchgang Ende April mit Fernglas und Kamera probiert und ihn zwar nicht gefunden, aber trotzdem einige stimmungsvolle Fotos heimgebracht. Hier eines davon:
Monduntergang 24 Stunden nach Neumond mit Plejaden über der Skyline des Vogelsbergs 28.4.2025 22h08
die Nachtseite des Mondes schimmert im "Erdenschein" durch die Wolken
EOSM200a + 85 mm Tele 1:1.8 ISO800 t=1.3sec
einzelnes raw-Bild, nachbearbeitet mit Photoshop, aufgenommen bei der vergeblichen Suche nach C 2025 F2 SWAN
die Nachtseite des Mondes schimmert im "Erdenschein" durch die Wolken
EOSM200a + 85 mm Tele 1:1.8 ISO800 t=1.3sec
einzelnes raw-Bild, nachbearbeitet mit Photoshop, aufgenommen bei der vergeblichen Suche nach C 2025 F2 SWAN
Der Komet hätte im oberen rechten Bildquadranten zu sehen sein müssen, falls er heller als mag 8 gewesen ist. Er hatte vermutlich in Sonnennähe doch einiges an Substanz verloren und ist hier durch Horizontdunst und Dämmerung zusätzlich "gedimmt" worden. Auf der Südhalbkugel war er infolge größeren Horizontabstandes jedoch sichtbar, ohne allerdings besonders aufzufallen. Also: Wenn man berücksichtigt, dass zu der bekannten Unsicherheit einer Kometenentwicklung in Sonnennähe einfach die Modell-Vorhersagen für ganz andere Verhältnisse mittels Übersetzungsprogramm zu uns kommen, muss man kritisch sein ...
Etwas näher ans Ziel, nämlich helle Sternschnuppen fotografisch einzufangen, kam ich bei den Lyriden, die Ende April scheinbar einem Radianten im Nordwesten des Sternbildes "Leier" entspringen. Tatsächlich sind es Teilchen aus dem Schweif des Kometen C/1861 G1 Thatcher, die beim Eindringen in die Erdatmosphäre verglühen, wenn die Erde die Kometenbahn kreuzt. Die Lyridenschauer gelten als ergiebig, ihre Meteore als schnell und hell. Die Fallrate schwankt jedoch von Jahr zu Jahr. 2025 war der Strom eher schwach: Ich habe lediglich 1 funkensprühenden Boliden am 26. April visuell und diese Feuerkugel fotografisch einen Tag später jeweils nach Mitternacht beobachten können.
Etwas näher ans Ziel, nämlich helle Sternschnuppen fotografisch einzufangen, kam ich bei den Lyriden, die Ende April scheinbar einem Radianten im Nordwesten des Sternbildes "Leier" entspringen. Tatsächlich sind es Teilchen aus dem Schweif des Kometen C/1861 G1 Thatcher, die beim Eindringen in die Erdatmosphäre verglühen, wenn die Erde die Kometenbahn kreuzt. Die Lyridenschauer gelten als ergiebig, ihre Meteore als schnell und hell. Die Fallrate schwankt jedoch von Jahr zu Jahr. 2025 war der Strom eher schwach: Ich habe lediglich 1 funkensprühenden Boliden am 26. April visuell und diese Feuerkugel fotografisch einen Tag später jeweils nach Mitternacht beobachten können.
Später Lyriden-Meteor am 27.4.2025 0h41
raw-Einzelbild mit EOSM200a + 15 mm Objektiv 1:3.5 10sec ISO6400
Oberhalb der Strichspur erkennt man das Sternbild "Leier" mit dem Hauptstern "Wega"
raw-Einzelbild mit EOSM200a + 15 mm Objektiv 1:3.5 10sec ISO6400
Oberhalb der Strichspur erkennt man das Sternbild "Leier" mit dem Hauptstern "Wega"
Aufgang der Internationalen Raumstation ISS über der Milseburg am 13.5.25 23h50
EOSM200 + 15 mm Objektiv 1:3.5 8 raw-Einzelfotos zu 10 sec bei ISO 1600, zusammengefügt und nachbearbeitet mit Sequator und Photoshop
in der linken Bildhälfte erkennt man die Hauptsterne des "Löwen", die Strichspur der ISS ist unterbrochen für die Abspeicherung der Einzelbilder
der helle rote Stern links der ISS ist der Planet Mars, zwischen ihm und der Strichspur erkennt man den offenen Sternhaufen M44 (Praesepe)
die beiden hellen Sterne am rechten unteren Bildrand sind die Zwillinge Pollux und Castor
EOSM200 + 15 mm Objektiv 1:3.5 8 raw-Einzelfotos zu 10 sec bei ISO 1600, zusammengefügt und nachbearbeitet mit Sequator und Photoshop
in der linken Bildhälfte erkennt man die Hauptsterne des "Löwen", die Strichspur der ISS ist unterbrochen für die Abspeicherung der Einzelbilder
der helle rote Stern links der ISS ist der Planet Mars, zwischen ihm und der Strichspur erkennt man den offenen Sternhaufen M44 (Praesepe)
die beiden hellen Sterne am rechten unteren Bildrand sind die Zwillinge Pollux und Castor
Wie kam es zu dieser Aufnahme? Eigentlich fluche ich sonst über die anthropogenen Störenfriede, sprich Satelliten. Das war nicht immer so. Ich erinnere mich an die Anfangszeiten der Raumfahrt, als es nur ganz wenige davon gab. Damals war es noch ein besonderes Ereignis, einen Satelliten über den Nachthimmel ziehen zu sehen. Die Masse macht's! Aus dieser Frühzeit hat sich die ISS bei mir aber einen Sonderstatus bewahrt. Ich habe ihre Passage im Laufe der Jahre nicht nur als Strichspur über unserem Himmel verfolgt, sondern auch Filmclips vom Vorbeiflug vor Mond- und Sonne gemacht, bei denen man sogar ihre einzelnen Segmente erkennen konnte. Mehr zufällig bin ich im Internet auf die aktuellen ISS-Überflugzeiten bei uns gestoßen. Am 13. Mai gab es sogar zwei Nachtüberflüge. Und dazu sollte es unbewölkt sein! Deepskyobjekte kamen unter den gegebenen Umständen nicht infrage, vom Mond hatte ich erstmal genug, Planeten und Kometen schieden "mangels Masse" auch aus. Aber eine klare Sternennacht war einfach zu wertvoll, um sie vollkommen ungenutzt verstreichen zu lassen. So kam dann die ISS ins Spiel ... Lange hatte ich sie nicht mehr aufgenommen. Eine Herausforderung bestand nicht nur in dem engen Zeitfenster: Ich hatte eine neue Kamera, ein anderes Intervallometer und je nach Quelle unterschiedliche Angaben über die tatsächliche Überflugzeit. Mir kam aber der Umstand entgegen, dass es eine Generalprobe gab, nämlich einen Überflug in der Dämmerung gegen 22 Uhr am selben Tag. Dieser ermöglichte nicht nur, in aller Ruhe das passendste Objektiv und die richtigen Kameraeinstellungen zu testen sowie die tatsächliche Aufgangszeit und den Himmelspfad der ISS zu ermitteln, sondern auch das Intervallometer mit der notwendigen Bluetoothverbindung zwischen Smartphone und Kamera einzurichten. Stressfrei zu lösen war auch das Problem einer möglichen Taubildung auf dem Objektiv. Ich entschloss mich daher, den Stativaufbau auf der durch ein Schleppdach abgeschirmten Stallgasse so vorzunehmen, dass das Dach zwar nicht ins Bild ragte, aber die Schutzwirkungen nicht nur gegen Wind und Störlicht (Mond), sondern auch gegen Tau, gewährleistet wurden. Bis zum 2. Überflug blieb noch Zeit für mich zum Aufwärmen im Haus. Rechtzeitig vor dem mitternächtlichen Ereignis föhnte ich die Kamera erneut ab und schaltete sie ein. Mehr blieb nicht zu tun. Für mich war der Weg bis dahin bereits das Erfolgserlebnis. Der Überflug dauerte übrigens etwa sechs Minuten, wovon im Bild zwei festgehalten sind.