Aktuelles aus der Werkstatt 1.8.2022
Will there be a new meteor shower on the night of May 30–31?
Will there be a new meteor shower on the night of May 30–31?
Unter dieser Schlagzeile erreichte mich am 29. Mai eine Nachricht der amerikanischen Astronomiezeitschrift Sky&Telescope , wonach der bereits seit Herbst 1995 zerbrechende kurzperiodische Komet Schwassmann-Wachmann 3 mit seinen die Erdbahn kreuzenden Überresten für wahre Meteorschauer am 30./31. Mai sorgen könnte. Bisher war er nur Verursacher der unauffälligen tau-Herkuliden mit ihrem Radianten (scheinbarer Ursprungsort der Meteore am Himmel) im Sternbild Herkules. Den möglichen Radianten der hellen Meteorschauer vermutete man nach dem Zerfall eher weiter westlich in der Gegend um Arktur. Mir war schnell klar, dass ein Versuch, dies live zu überprüfen, mich wieder um den eigentlich dringend benötigten Nachtschlaf bringen würde, denn es kam nur die Zeit zwischen 23:00 und 4:00 infrage. Vor- und nachher war es einfach nicht dunkel genug, weder für fotografische noch für visuelle Beobachtungen. Auf der anderen Seite hätte ein solches Ereignis schon seinen besonderen Reiz ...
Radiant des hypothetischen SW3-Meteorschauers am 30./31.5.22
Grafik: © Sky&Telescope/Gregg Dinderman
Grafik: © Sky&Telescope/Gregg Dinderman
Der "Königsweg" sah folgendermaßen aus: Keine neuerliche Nachtschicht, sondern eine Timer gesteuerte Fotoüberwachung des Radianten durch eine EOSM-Systemkamera mit Weitwinkelobjektiv auf Stativ - ohne Nachführung, denn der Radiant wanderte ohnehin im Laufe der Nacht. Für die Kamera gab es zwar keinen eigenen Timer, aber eine halbwegs funktionierende Magic-Lantern-Hackersoftware auf dem Fotochip, die ich schon des Öfteren benutzt hatte. Daher kannte ich bereits die passenden Einstellungen. Für die Vorbereitungen blieben nur wenige Stunden, denn der 30. Mai stand praktisch vor der Tür. Die Wettervorhersage war wie so oft unsicher. Auch unter diesem Gesichtspunkt erschien mir mein Vorhaben naheliegend.
Zuerst suchte ich nach einem geeigneten Kamerastandort, robust gegen Regen, Tau und Störungen aller Art. Ideal wäre ein Platz mit Blick aus einem Fenster in Richtung Süden gewesen. Den gab es aber nicht, da bei keinem der Sichtkorridor ausreichte. In der Dämmerung des 30. habe ich schließlich eine Ecke im Hof mit freier Sicht auf den Südwesthimmel bei nur geringem Restrisiko durch Regen ausfindig gemacht. Taubildung auf der Optik konnte ich mittlerweile ausschließen, denn der Taupunkt lag weit unter den zu erwartenden Nachttemperaturen, und die bewegten sich um 10 Grad. Störlicht (außer der Straßenbeleuchtung) und Wind spielten diesmal kaum eine Rolle.
Direkt bevor es ernst wurde, wollte ich nach der abendlichen Hunderunde möglichst noch den Durchgang der ISS in derselben Himmelsgegend als eine Art Generalprobe mitnehmen. Die Generalprobe ging gründlich daneben, denn die Flugbahn der ISS verlief so nah am Horizont, dass die Station nur in einer schmalen Baumlücke im Westen kurz zu sehen war. Und als sie die Bäume passiert hatte, verschwand sie auch schon im Erdschatten, ohne dass ich überhaupt ein einziges Foto anbringen konnte. Das fing ja gut an!
Gegen 23:00 fühlte ich mich aber stark genug für die „Bolidenjagd“. Die deutlich sichtbar gewordenen Sterne erlaubten inzwischen eine präzise Fokussierung. Kamera und Stromversorgung liefen rund. Der ML-Timer war auf 3000 Fotos zu je 6 Sekunden Belichtungszeit alle 8 Sekunden bei ISO 1600 programmiert. Ich löste die Serie aus und begab mich im (Halb-)Vertrauen auf eine funktionierende Technik ins Bett.
Zuerst suchte ich nach einem geeigneten Kamerastandort, robust gegen Regen, Tau und Störungen aller Art. Ideal wäre ein Platz mit Blick aus einem Fenster in Richtung Süden gewesen. Den gab es aber nicht, da bei keinem der Sichtkorridor ausreichte. In der Dämmerung des 30. habe ich schließlich eine Ecke im Hof mit freier Sicht auf den Südwesthimmel bei nur geringem Restrisiko durch Regen ausfindig gemacht. Taubildung auf der Optik konnte ich mittlerweile ausschließen, denn der Taupunkt lag weit unter den zu erwartenden Nachttemperaturen, und die bewegten sich um 10 Grad. Störlicht (außer der Straßenbeleuchtung) und Wind spielten diesmal kaum eine Rolle.
Direkt bevor es ernst wurde, wollte ich nach der abendlichen Hunderunde möglichst noch den Durchgang der ISS in derselben Himmelsgegend als eine Art Generalprobe mitnehmen. Die Generalprobe ging gründlich daneben, denn die Flugbahn der ISS verlief so nah am Horizont, dass die Station nur in einer schmalen Baumlücke im Westen kurz zu sehen war. Und als sie die Bäume passiert hatte, verschwand sie auch schon im Erdschatten, ohne dass ich überhaupt ein einziges Foto anbringen konnte. Das fing ja gut an!
Gegen 23:00 fühlte ich mich aber stark genug für die „Bolidenjagd“. Die deutlich sichtbar gewordenen Sterne erlaubten inzwischen eine präzise Fokussierung. Kamera und Stromversorgung liefen rund. Der ML-Timer war auf 3000 Fotos zu je 6 Sekunden Belichtungszeit alle 8 Sekunden bei ISO 1600 programmiert. Ich löste die Serie aus und begab mich im (Halb-)Vertrauen auf eine funktionierende Technik ins Bett.
31.5.22 1:50
Feuerkugel aus dem Schweif des auseinandergebrochenen Kometen Schwassmann-Wachmann 3
Zur Orientierung: Arktur steht etwa doppelt soweit wie der Komet vom Horizont rechts oben außerhalb des Bildes.
EOSM + 22 mm Pancake 1:2 41x6 sec ISO1600 (jpg)
gestackt mit Sequator, endbearbeitet mit Photoshop
Feuerkugel aus dem Schweif des auseinandergebrochenen Kometen Schwassmann-Wachmann 3
Zur Orientierung: Arktur steht etwa doppelt soweit wie der Komet vom Horizont rechts oben außerhalb des Bildes.
EOSM + 22 mm Pancake 1:2 41x6 sec ISO1600 (jpg)
gestackt mit Sequator, endbearbeitet mit Photoshop
Als ich um 4:30 durch die fortgeschrittene Morgendämmerung geweckt wurde, habe ich im Schlafanzug die Kamera (nach über 2000 Aufnahmen ohne Funktionsstörungen) ausgeschaltet, ins Haus geholt und mich trotz größter Neugier, was wohl auf dem Chip zu sehen sein mochte, gleich wieder hingelegt … und danach erst einmal gefrühstückt. Aber dann wurden die Bilder auf den Rechner übertragen und gesichtet: Eine Unmenge von Satelliten, etliche Flieger und tatsächlich ein halbes Dutzend "sporadische" Schnuppen, zwei davon, die in die Kategorie „Feuerkugel“ fielen. Schon ihretwegen bin ich froh, das Notprogramm gemacht zu haben, obgleich von Meteorschauern, wie sie in den Vereinigten Staaten tatsächlich beobachtet wurden, keine Spur zu entdecken war. Dies mag auch an durchziehenden Wolken und dem doch recht kleinen Objektivgesichtsfeld gelegen haben. Übrigens gibt es schon "bald" (2049) die nächste Gelegenheit, der Sache genauer auf den Grund zu gehen.