Aktuelles aus der Werkstatt (1.9.2023)
Von Schnuppen und Kometen
Von Schnuppen und Kometen
Der August ist nicht nur die Zeit der galaktischen Nebel, sondern auch die der Perseiden-Meteore. Eine unerwartete Rückkehr des Sommers gab mir die Gelegenheit, ihnen nachzustellen, allerdings mit mäßigem Erfolg. An allen klaren Nächten (8 in Folge) begab ich mich auf Sternschnuppenjagd. Vor dem eigentlichen Maximum am 14.8. konnte ich sogar einige eindrucksvolle Boliden beobachten, die aber leider alle außerhalb des Gesichtsfeldes der Kamera niedergingen. Danach gab es nur noch Hausmannskost. Diese Schnuppe hier ist zwar kein ausgesprochener "Burner", setzt sich aber durch einiges Beiwerk stimmungsvoll in Szene:
Feuerkugel (Perseide) über aufgehendem Halbmond am 11.8.23 1:05
1 x 10 sec raw EOSM + 15-mm-Objektiv 1:3.5 ISO3200
am oberen Bildrand der Namensgeber des Meteorstroms, das Sternbild "Perseus", rechts neben der Schnuppe die Plejaden
Hellster "Stern" ist Jupiter mit 4 sichtbaren Monden. Bei dem blauen Lichtpunkt etwas unterhalb auf halber Wegstrecke zwischen ihm und den Plejaden handelt es sich um Uranus. Über den Plejaden erkennt man den roten California-Nebel.
Die "Zivilisationsbeleuchtung" stammt aus Eckweisbach/Rhön.
1 x 10 sec raw EOSM + 15-mm-Objektiv 1:3.5 ISO3200
am oberen Bildrand der Namensgeber des Meteorstroms, das Sternbild "Perseus", rechts neben der Schnuppe die Plejaden
Hellster "Stern" ist Jupiter mit 4 sichtbaren Monden. Bei dem blauen Lichtpunkt etwas unterhalb auf halber Wegstrecke zwischen ihm und den Plejaden handelt es sich um Uranus. Über den Plejaden erkennt man den roten California-Nebel.
Die "Zivilisationsbeleuchtung" stammt aus Eckweisbach/Rhön.
Im August zeigten sich auch einige Kometen. Bereits in Aktuell 8.23 hatte ich mit Foto vom 27.7. über den frühen Helligkeitsausbruch von 12P (Pons-Brooks) berichtet. Wie befürchtet, war dieser Helligkeitsanstieg nicht von Dauer. Am 11.8. habe ich Pons-Brooks noch einmal ablichten können (s. u.), am 19.8. war er mit meinem Instrumentarium bereits unauffindbar. Derzeit hält er sich mit etwa mag 15 wieder an das "Modell". Bis zum Perihel im April hat 12P aber noch einige Monate, um mit zunehmender Sonnennähe wieder zuzulegen.
Komet 12C Pons-Brooks am 11.8.23 01:26 - 01:56 (m~ 12.5)
51x30sec ISO12800 mit EOSM100a + Breitbandfilter + 8"RASA
Die Hufeisenform ist geblieben. Wegen der immer noch großen Entfernung bewegt sich P12 nur langsam.
51x30sec ISO12800 mit EOSM100a + Breitbandfilter + 8"RASA
Die Hufeisenform ist geblieben. Wegen der immer noch großen Entfernung bewegt sich P12 nur langsam.
Durch sein Verschwinden erst recht motiviert, habe ich im Internet recherchiert, ob es vielleicht noch andere Kandidaten gibt, nach denen ich Ausschau halten könnte. Und tatsächlich gab es welche, zum Beispiel C/2023 E1 (Atlas), 2P (Encke), 29P (Schwassmann-Wachmann) und C/2023 P1 (Nishimura).
Komet C/2023 E1 (Atlas) 19.8.23 0:14 - 0:36 im Sternbild "Schwan" (m~ 10.0)
37 x 30sec (raw) ISO12800 mit EOSM100a + Breitbandfilter + 8"RASA
37 x 30sec (raw) ISO12800 mit EOSM100a + Breitbandfilter + 8"RASA
C/2023 E1 erschien mir als das leichteste Objekt. Also kam er zuerst an die Reihe. Dieser periodische Komet mit einer geschätzten Umlaufzeit von 85 Jahren ist Pons-Brooks und Halley nicht unähnlich. Er wurde am 1. März 2023 gelegentlich des Atlas-Projekts von Hawaii aus entdeckt und durchlief sein Perihel bereits am 1.7., seine größte Erdnähe am 18.8. Atlas entwickelte sich deutlich heller als nach der Theorie. Vorausberechnet waren etwa mag 16.0 (!) für Mitte August, tatsächlich wurden es dann um die 10.0. Sogar in Amateurinstrumenten war dadurch fotografisch ein Schweifansatz erkennbar. Bei meinen Aufnahmen hatte ich mit dem Problem zu kämpfen, daß er sich in der Milchstraße wegen zahlreicher Hintergrundsterne nicht gut stacken lassen wollte. Erst durch das Aussortieren von 5 der 41 Einzelbilder wurde es möglich, den sich auf seiner Bahn bewegenden Kometen gleichzeitig scharf mit den Sternen abzubilden.
Nun warteten noch die drei Kandidaten vom Morgenhimmel. Die letzte Gelegenheit dafür sollte sich mir in den frühen Stunden des 28. August bieten. Neben der üblichen Verfolgung der Wetterentwicklung war es in diesem Falle erforderlich, erstmal freie Sicht auf den Osthimmel zu schaffen. Im Wege standen da zwei mittelgroße Bäume, die bereits abgestorben waren, und sich einige Tage vorher mit gutem Gewissen fällen ließen. Am Abend des 27. baute ich das Teleskop im Obstgarten auf. Leider erwiesen sich Hecke und Gartenzaun bei dem erwartet niedrigen Horizontabstand als weitere Hindernisse. Was tun also? Zunächst die Stativbeine der Montierung voll ausziehen. Dadurch war die Kamera im Strahlengang allerdings so hoch positioniert, daß die Bedienung stehend auf einem Hocker erfolgen mußte, bei dem unebenen Grund und dazu im Dunkeln nicht ganz ungefährlich. Immerhin war das Gartenzaun-Problem gelöst. Bedauerlicherweise störte immer noch die Hecke. Das bemerkte ich ein wenig spät mit der Folge: Hecke schneiden bei Dunkelheit. Kaum war ich damit fertig, begann es zu regnen. Meine Stimmung sank zunächst, doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Mit einer Plastikplane ließen sich Teleskop und Zubehör gerade noch rechtzeitig abdecken. Vorsichtshalber zog ich auch den Netz-Stecker. Bis 23:00 fielen 5 Liter Regen/qm! Danach wurde es wie vorhergesagt wechselnd bewölkt. In den Morgenstunden sollte es sogar klar werden ...
Die Zeit bis Mitternacht verbrachte ich dösend auf dem Sofa, immer in der Angst zu verschlafen. Endlich ging es raus. Inzwischen hatten sich tatsächlich einige Sterne durch die Wolken gekämpft, der Mond war schon tief im Südwesten ungefährlich hinter den Bäumen und die Ausrüstung glücklicherweise trocken geblieben. Nach der Initialisierung des RASA wollte ich mir zuerst Schwassmann-Wachmann vornehmen. Im Horizontdunst suchte ich ihn jedoch vergebens, bei mag 13 keine Schande. Und Encke (ebenfalls mag 13) ? Der stand im Osten zwar hoch genug, war aber kurz vor dem Verschwinden hinter einer Torlinde. Als ich ihn endlich im Gesichtsfeld hatte, näherte sich schon eine Wolkenbank. Es reichte knapp für 1 Aufnahme, ungeeignet jedoch für die Nachbearbeitung. Jetzt blieb mir nur noch Nishimura. Hmm. Der sollte aber erst in drei Stunden hoch genug über dem Horizont stehen. Vernünftig wäre es jetzt gewesen einzupacken. Ich holte mir aber ein Feldbett aus der Remise, das ich auf der überdachten Stallgasse aufstellte. Die Lufttemperatur betrug keine 10 Grad bei 80% Luftfeuchte. Mit Pferdedecke und Beobachtungshund darunter ließ sich das gerade so aushalten. Der Vorteil meines Lagers bestand darin, daß ich die Wetterentwicklung live verfolgen konnte. Gegen 4:30 wurde es wieder ernst, denn es hatte sich inzwischen leicht aufgeklart. Nishimura war mit Beginn der astronomischen Dämmerung bei vertretbarem Horizontabstand im Kameradisplay sogar problemlos aufzufinden: klein - giftgrün - dünner Schweif. Leider begann der Himmel, sich wieder zuzuziehen. Es gelangen gerade noch 4 Aufnahmeserien. Als schließlich kaum noch etwas auf dem Bildschirm zu erkennen war, hörte ich auf. Später erwiesen sich 3 von den 40 Bildern zumindest als bedingt brauchbar, darunter auch dies:
Nun warteten noch die drei Kandidaten vom Morgenhimmel. Die letzte Gelegenheit dafür sollte sich mir in den frühen Stunden des 28. August bieten. Neben der üblichen Verfolgung der Wetterentwicklung war es in diesem Falle erforderlich, erstmal freie Sicht auf den Osthimmel zu schaffen. Im Wege standen da zwei mittelgroße Bäume, die bereits abgestorben waren, und sich einige Tage vorher mit gutem Gewissen fällen ließen. Am Abend des 27. baute ich das Teleskop im Obstgarten auf. Leider erwiesen sich Hecke und Gartenzaun bei dem erwartet niedrigen Horizontabstand als weitere Hindernisse. Was tun also? Zunächst die Stativbeine der Montierung voll ausziehen. Dadurch war die Kamera im Strahlengang allerdings so hoch positioniert, daß die Bedienung stehend auf einem Hocker erfolgen mußte, bei dem unebenen Grund und dazu im Dunkeln nicht ganz ungefährlich. Immerhin war das Gartenzaun-Problem gelöst. Bedauerlicherweise störte immer noch die Hecke. Das bemerkte ich ein wenig spät mit der Folge: Hecke schneiden bei Dunkelheit. Kaum war ich damit fertig, begann es zu regnen. Meine Stimmung sank zunächst, doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Mit einer Plastikplane ließen sich Teleskop und Zubehör gerade noch rechtzeitig abdecken. Vorsichtshalber zog ich auch den Netz-Stecker. Bis 23:00 fielen 5 Liter Regen/qm! Danach wurde es wie vorhergesagt wechselnd bewölkt. In den Morgenstunden sollte es sogar klar werden ...
Die Zeit bis Mitternacht verbrachte ich dösend auf dem Sofa, immer in der Angst zu verschlafen. Endlich ging es raus. Inzwischen hatten sich tatsächlich einige Sterne durch die Wolken gekämpft, der Mond war schon tief im Südwesten ungefährlich hinter den Bäumen und die Ausrüstung glücklicherweise trocken geblieben. Nach der Initialisierung des RASA wollte ich mir zuerst Schwassmann-Wachmann vornehmen. Im Horizontdunst suchte ich ihn jedoch vergebens, bei mag 13 keine Schande. Und Encke (ebenfalls mag 13) ? Der stand im Osten zwar hoch genug, war aber kurz vor dem Verschwinden hinter einer Torlinde. Als ich ihn endlich im Gesichtsfeld hatte, näherte sich schon eine Wolkenbank. Es reichte knapp für 1 Aufnahme, ungeeignet jedoch für die Nachbearbeitung. Jetzt blieb mir nur noch Nishimura. Hmm. Der sollte aber erst in drei Stunden hoch genug über dem Horizont stehen. Vernünftig wäre es jetzt gewesen einzupacken. Ich holte mir aber ein Feldbett aus der Remise, das ich auf der überdachten Stallgasse aufstellte. Die Lufttemperatur betrug keine 10 Grad bei 80% Luftfeuchte. Mit Pferdedecke und Beobachtungshund darunter ließ sich das gerade so aushalten. Der Vorteil meines Lagers bestand darin, daß ich die Wetterentwicklung live verfolgen konnte. Gegen 4:30 wurde es wieder ernst, denn es hatte sich inzwischen leicht aufgeklart. Nishimura war mit Beginn der astronomischen Dämmerung bei vertretbarem Horizontabstand im Kameradisplay sogar problemlos aufzufinden: klein - giftgrün - dünner Schweif. Leider begann der Himmel, sich wieder zuzuziehen. Es gelangen gerade noch 4 Aufnahmeserien. Als schließlich kaum noch etwas auf dem Bildschirm zu erkennen war, hörte ich auf. Später erwiesen sich 3 von den 40 Bildern zumindest als bedingt brauchbar, darunter auch dies:
Komet C/2023 P1 (Nishimura) mit dünnem Schweif nach rechts oben 28.8.23 4:35 (m~ 7.8) im Sternbild "Krebs"
1 x 15 sec (raw) ISO3200 mit EOSM100a + Breitbandfilter + 8"RASA
1 x 15 sec (raw) ISO3200 mit EOSM100a + Breitbandfilter + 8"RASA
Komet C/2023 P1 wurde erst am 11./12.8. vom japanischen Amateurastronomen Hideo Nishimura entdeckt und ist anscheinend auch nur ein kurzzeitiger Gast im Sonnensystem. Seine Bahn ist nämlich vorerst als hyperbolisch klassifiziert. Das Perihel erreicht er bereits am 18.9. in 34 Mio km Sonnenabstand, die größte Erdnähe am 13.9. in 128 Mio km Entfernung. Wie und ob er die Sonnenannäherung übersteht, ist Spekulation genauso, ob er dabei mit bloßen Auge sichtbar wird. Ich bin froh, ihn aufs Bild bekommen zu haben, wenns auch aufwändig war.