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A k t u e l l

Aktuelles aus der Werkstatt  (1.2.2023)
Komet C/2022 E3 (ZTF)
Üblicherweise hat man Kometen früher  einfach nach ihren Entdeckern benannt, wie z. B. Machholz. Heute bekommen Neuentdeckungen wegen des großen Mengenanfalls auch schwacher Objekte erstmal eine provisorische Bezeichnung. Die setzt sich i. a. aus den Buchstaben C für langperiodische Kometen bzw. P für kurzperiodische, dem Entdeckungsjahr, dem genaueren Zeitpunkt und dem Projektnamen (in Klammern) zusammen. Im aktuellen Fall stehen E3 für die 3. Entdeckung in der ersten  Märzhälfte und ZTF für Zwicky Transient Facility, einer Weitfeld-Himmelsdurchmusterung am Mount Palomar in Kalifornien.
Sieht man einmal von dem eher  unauffälligen C/2017 K2 (Panstarrs) ab, über den ich hier im September berichtet habe, ist im abgelaufenen Jahr bei uns kometenmäßig nicht viel gelaufen. Seit dem Sommer machte man sich jedoch Hoffnungen, daß der am 2. März entdeckte C/2022 E3 eine bessere Vorstellung abliefern könnte. Um die Jahreswende 2022/23 beschäftigte sich dann auch die Tagespresse mit dem zu erwartenden Spektakel. U.a. mit NASA-Fotos wurde dabei über das giftgrüne "Monster" berichtet  und Erwartungen geweckt, die wie gewohnt leicht geschönt waren, um insbesondere Laien "bei der Stange" zu halten und so zusätzliche Werbeeinnahmen zu generieren. Tatsächlich brauchte man selbst bei klarem, dunklen Himmel wenigstens einen Feldstecher, um den Kometen als grauen Wattebausch zu sehen. Farben sind nämlich erst auf länger belichteten Fotos zu erkennen. Nun war das Wetter während der Sichtbarkeitsperiode bisher ausgesprochen übel und ließ Beobachtungen auch nur mit sehr viel Glück zu. Dessen ungeachtet verlief die Entwicklung des Kometen aber positiver als von mir erwartet. Zwar war er kein ernsthafter Rivale von "Neowise" (2020) oder gar "Hale-Bopp" (1997), hatte aber das Zeug für ein reizvolles Fotoobjekt. Mein Ehrgeiz war geweckt.
Zunächst ging es für mich grundsätzlich darum, ein passendes "Beobachtungsfenster" zu finden. Zu berücksichtigen waren dabei natürlich die Bahn des Kometen am Nachthimmel (zu Jahresbeginn zirkumpolar!), aber auch mögliche Störungen durch Mond und Lichtverschmutzung sowie Einschränkungen der Sicht durch Bäume und Bauwerke.  Ein Standort im Hof nach Mitternacht war das Ergebnis. Das war alles planbar, nur das Wetter nicht. Das erwies sich im Januar für Himmelsbeobachtungen sogar noch schlechter als im Dezember. Wenn ausnahmsweise einmal weder Wolken noch Nebel  die Sterne verdeckten, dann fegte hier oben ein eiskalter Wind bei hoher Luftfeuchte über die Schneelandschaft. Langsam wurde ich ungeduldig. Aber dann kam es unvermittelt, das "Wolkenloch". Und sogar zur rechten Zeit, nämlich am frühen Morgen des 19. 1., als der Mond noch unter dem Horizont stand und auch Satelliten, Flugzeuge und Beleuchtungen nur minimal störten.
Es lag Schnee, die Luftfeuchtigkeit betrug fast 100% und die Lufttemperatur -5 Grad, die sich bei Windstärke 7 wie -10 Grad anfühlte. Meine Ausrüstung wartete bereits seit dem Nachmittag zur Abkühlung im Windfang des Hauses. Bis zur Abenddämmerung war auch der Beobachtungsplatz von Hand freigeräumt und  das Teleskop aufgebaut. Die Zeit vor Mitternacht habe ich auf der Couch "vorgeschlafen" und mich mit Tee und Rum warmgehalten. Dann ging es los. Mein Outfit bestand aus Ansitz-Overall, Vliesjacke, Schal, Strickmütze sowie Hand- und Fußwärmer. Weil ich wusste, wo ich suchen musste, konnte ich C/2022 E3 (ZTF) bereits im Fernglas entdecken und dabei die  Koma und ansatzweise auch den langen Schweif erkennen. Mit bloßem Auge blieb der Komet aber unsichtbar. Das Teleskop war zwischenzeitlich vollständig mit Reif bedeckt, die Abdeckplane weggeweht. Sie blieb bis heute unauffindbar. Ich befürchtete bereits, dass sich die Instrumente nicht wieder reanimieren lassen würden. Nach intensivem Föneinsatz klappte es jedoch sofort. Beim Ausrichten des Astrografen zeigte mir das Display an, dass ich ihn zuletzt im August verwendet hatte, ein Hinweis auf mangelnde Einsatzmöglichkeiten in den vergangenen Monaten. Trotz der langen Pause verlief die Prozedur reibungslos. Die Grundlage für eine genaue Nachführung und das Auffinden des Kometen nach den Angaben aus der SkyPortalApp war damit geschaffen. Nach einer Probebelichtung zur Optimierung der Kometenposition im Bild und zur Bestätigung der Kameraeinstellungen begann die eigentliche Aufnahmeserie.  Wie geplant brauchte ich dafür eine halbe Stunde.
C/2022 E3 (ZTF) hatte seine nächste Annäherung an die Sonne (Perihel) bereits am 12. Januar in ungefährlicher Entfernung außerhalb der Erdbahn durchlaufen und dadurch im Gegensatz zu vielen anderen Kometen auch kaum Federn lassen müssen. Seine größte Erdnähe mit rund 40 Mio km stand aber noch am 1. Februar an. C/2022 E3 (ZTF) bewegt sich derzeit auf einer extrem elliptischen Bahn in einer sich daraus ergebenden Umlaufzeit von 50000 Jahren um die Sonne. Nun sind Kometen als ausgesprochene Leichtgewichte ("schmutzige Schneebälle") sehr anfällig gegenüber gravitativen Bahnstörungen, sodass davon auszugehen ist, dass er irgendwann auf einer hyperbolischen Bahn auf Nimmerwiedersehen entschwindet. Vermutlich werden ihn die Neandertaler doch nicht gekannt haben.
Bild
Komet C/2022 E3 (ZTF) im Sternbild  Bärenhüter (Bootes)  19.1.23  1:15
203/400 mm RASA-Astrograf + EOSM100a + Schott-Breitbandfilter
50 x 30 sec ISO6400
keine flats und darks
gestackt mit DeepSkyStacker, endbearbeitet mit Fitswork und Photoshop CC + Plugins
Das Foto  zeigt einen infolge Ausgasung cyanfarbenen Kometenkopf (Durchmesser des festen Kerns nur wenige km), einen kurzen bräunlichen Staubschweif und einen  schwach blauen Ionenschweif, der sich über etwa 3 Grad erstreckt. Die Kometenhelligkeit betrug zum Zeitpunkt der Aufnahme etwa mag. 6, der Horizontabstand knapp 30°. C/2022 E3 überragte damit gerade so Talnebel und Baumwipfel.
Direkt nachdem die Bilder im Kasten waren, blieb sogar noch  Zeit, für Übersichtsaufnahmen das 85 mm Teleobjektiv mit einer nicht astromodifizierten EOSM100  an die Stundenachse des Teleskops zu montieren. Der Stack vermittelt einen guten Gesamteindruck des Kometen vor der Sternenkulisse. Auch wenn die Orientierung des Bildes etwas anders ist, kann man bei genauerem Hinsehen seine Wanderung innerhalb 1 Stunde erkennen.
Bild
Komet C/2022 E3 (ZTF) 19.1.23  2:13
Canon Tele 1 : 1.8 f=85 mm + EOSM100 56 x 20 sec ISO6400
gestackt mit DeepSkyStacker, endbearbeitet mit Photoshop CC + Plugins

Bis Ende Januar ergab sich für mich keine Gelegenheit für weitere Aufnahmen. Ich hatte mit diesen hier schon viel Glück und bin eigentlich zufrieden.
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