Aktuelles aus der Werkstatt (1.4.2021)
19. März: Mond und Mars passieren die Hyaden
Etwas merkwürdig sieht das aktuelle Foto ja schon aus, aber genauso hat es sich am 19. März dieses Jahres gegen 20 Uhr über dem Horizont am Westhimmel zugetragen. Zur Erläuterung: Die bizarren Tupfer sind Wolkenfetzen, die gerade in diesem Moment den Blick auf einige ganz unterschiedliche Himmelskörper freigeben. Der hellste Stern am linken Bildrand ist der Hauptstern des Stieres, Aldebaran. Bei der V-förmigen Sternenformation darunter handelt es sich um den offenen Sternhaufen "Hyaden", der mit bloßem Auge zu sehen ist, und schon Homer bekannt war. Und der helle rote Stern rechts oberhalb des zunehmenden Mondes schließlich ist der Planet "Mars". Was hier so einträchtig nebeneinander erscheint, liegt tatsächlich jedoch in ganz verschiedenen Welten. Die Wolken sind etwa 4 km entfernt, der Mond 400000 km, Mars bereits 250 Millionen km, Aldebaran 65 Lichtjahre und die Hyadensterne sogar 150 Lichtjahre. Rechnet man die Distanz von Mond und Mars in Lichtlaufzeit um, kommen Beträge von 1 Sekunde bzw. 14 Minuten heraus. Das mag in etwa die Dimensionen in unserer "Nachbarschaft" verdeutlichen. Stünde Aldebaran anstelle unserer Sonne, würde seine Oberfläche fast bis zur Merkurbahn reichen. Mit anderen Worten: Uns gäbe es dann nicht. Die Mondsichel ist auf dem Foto etwas überbelichtet, sodass die von der Sonne unbeleuchtete Seite im "Erdenschein" sichtbar wird. Damit sind wir auch schon beim Thema "Bildgeschichte". Der Abend des 19. März ließ wegen der Bewölkung keine Langzeitbelichtungen zu. Das heißt, die Fernrohre blieben in ihrer Verpackung ... und ich im Haus. Als ich nach Einbruch der Dunkelheit die Pferde füttern wollte, schaute der Mond gerade einmal zwischen den Wolken hervor. Vielleicht klappte ja doch noch ein "Kurzprogramm"? Ich brauchte mich nur umzudrehen, schon hatte ich die bereits auf dem Stativ wartende EOS M100 mit dem 85 mm Teleobjektiv in der Hand. Es dauerte auch nur wenige Minuten, da war sie betriebsbereit. In einer passenden Wolkenlücke löste ich dann die Aufnahme (Ö=1:4, t=1.6sec, ISO=800) aus. Für die nötige Bildbearbeitung nach Pferdefütterung und Hunderunde brauchte ich allerdings fast bis Mitternacht, als das Ergebnis endlich meinen Vorstellungen entsprach. |